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durch die Mitgliederversammlung am Juni 20. Juni 2014 genehmigt

Vorbemerkung

Unser Leitbild ist missionär und visionär: Es spiegelt unser Selbstverständnis und unsere Grundprinzipien als wissenschaftliche und anwendungsorientierte Fachgesellschaft wider, gibt unseren Mitgliedern Handlungsanhalt sowie Motivation und macht nach außen hin klar, wofür die Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin e.V. (DGAZ) steht. Unsere Organisationskultur ist gekennzeichnet von respektvollem Verhalten und würdigem Umgang untereinander und mit allen, die kompetente Unterstützung aus dem Bereich der Seniorenzahnmedizin suchen.

Leitbild

Die Deutsche Gesellschaft für AlterszahnMedizin e.V. (DGAZ) vertritt als wissenschaftliche Fachgesellschaft die Interessen der gesamten Seniorenzahnmedizin auf nationaler Ebene. Die DGAZ ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Die Seniorenzahnmedizin bietet älteren Menschen bis zum Lebensende zahnmedizinische Versorgung und Betreuung an. Die DGAZ fördert die Forschung und Umsetzung gerostomatologischer Erkenntnisse zur Prävention, Therapie und Nachsorge für fitte, gebrechliche und pflegebedürftige Senior*innen . Sie beteiligt sich aktiv an der Aus-, Fort- und Weiterbildung einschlägiger Berufsgruppen.

Mission (Warum sind wir wichtig?)

Die DGAZ bietet Hilfestellung zu einer effizienten und umfassenden mundgesundheitlichen Betreuung älterer und alter Menschen. Unser Augenmerk richtet sich auf die Optimierung von Versorgungsprozessen, auf die Anleitung und Unterstützung von Angehörigen sowie auf die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit mit allen an der Betreuung von älteren Menschen beteiligten Berufsgruppen.

Vision (Wo wollen wir hin?)

Die DGAZ wird sich als ein kompetenter und verlässlicher Partner im deutschen Gesundheitswesen für alle Belange der Mundgesundheit älterer und alter Menschen weiterentwickeln. Die Zusammenarbeit innerhalb der Netzwerke zum Wohle der älteren Bevölkerung wird unter Einbeziehung zahnmedizinischer Belange verstärkt. Eine gute gerostomatologische Versorgung wird flächendeckend in Deutschland implementiert.

Hintergrund

Die zahnärztliche Behandlung des alten und sehr alten Menschen hat viele Facetten, da die Patientengruppe sehr heterogen ist. Da gibt es auf der einen Seite die Senior*innen, die vor einer weiten Reise ihre Zähne und ihren Zahnersatz noch einmal überprüfen lassen wollen. Auf der anderen Seite sehen wir gebrechliche und pflegebedürftige Bürger*innen, denen es aufgrund ihrer Erkrankungen zu aufwendig wird, sich kontinuierlich zahnärztlich behandeln zu lassen. Somit wandelt sich oft das Inanspruchnahmeverhalten vom Kontrollbesuch zu einem beschwerde-orientierten Verhalten. Jeder Mensch, egal in welcher persönlichen Lebensphase, soll von den Zahnärztinnen und Zahnärzten gut versorgt sein. Eine gute Mundgesundheit trägt wesentlich zur allgemeinen Gesundheit und zur Lebensqualität bei. Die Zahnärzteschaft möchte, dass ihre Patient*innen lebenslang bestmöglich versorgt sind.
Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) hat 2014 zwei Gruppen der Senior*innen einbezogen (jüngere, 65-74 Jahre, n = 1.042 und ältere, 75-100 Jahre, n = 1.133). In dieser für Deutschland repräsentativen epidemiologischen Erhebung waren in der Gruppe der älteren Senior*innen, der Bevölkerung entsprechend, auch ältere Senior*innen mit Pflegebedarf (n = 256 von 1.133) in die Studie aufgenommen.

Parodontale Erkrankungen

Der gingivale Entzündungszustand war bei den älteren Senior*innen mit Pflegebedarf deutlich höher als bei denen ohne. Trotz verringerter Zahnzahl bei den älteren Senior*innen mit Pflegebedarf trat an 64,3 % der untersuchten Stellen eine Blutung auf; hingegen wurde eine Entzündung des Zahnfleisches bei den älteren Senior*innen ohne Pflegebedarf nur an 43,2 % der untersuchten Stellen registriert [1].

Zahnverlust und Zahnersatz

Die mittlere Anzahl der fehlenden Zähne betrug bei den 65- bis 74-Jährigen in den Jahren 1997 / 2005 / 2014 jeweils 17,6 / 14,2 / 11,1 Zähne (bezogen auf 28 Zähne). Ältere Senior*innen ohne Pflegebedarf haben aktuell durchschnittlich 11,8 Zähne, ältere mit Pflegebedarf hingegen nur noch 5,7 Zähne. Älteren Senior*innen mit Pflegebedarf fehlen unter Berücksichtigung der Weisheitszähne durchschnittlich 26,3 Zähne (ohne Weisheitszähne: 22,4) und damit 6,1 Zähne (ohne Weisheitszähne: 5,9) mehr als bei älteren ohne Pflegebedarf.
Durch den Rückgang des Zahnverlustes hat sich der Anteil zahnloser jüngerer Senior*innen seit 1997 von 24,8 %, über 22,6 % im Jahr 2005 bis hin zu 12,4 % im Jahr 2014 halbiert. 32,8 % aller 75- bis 100-Jährigen sind heutzutage zahnlos (Ältere mit Pflegebedarf: 53,7 %, ohne Pflegebedarf: 26,7 %). Mehr als drei Viertel der älteren Senior*innen mit Pflegebedarf sind mit abnehmbaren Prothesen versorgt (ohne Pflegebedarf: 51,7%).
Zusammenfassend ist festzustellen, dass ältere Senior*innen mit Pflegebedarf eine schlechtere Mundgesundheit als ältere ohne Pflegebedarf aufweisen [1]. Daher ist es notwendig, dass alle beteiligten Berufsgruppen daraufhin wirken, die zahnmedizinische Betreuung für die ambulant und stationär Pflegedürftigen zu verbessern.
(Literatur: Dritte, Vierte und Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS III, IV, V), Institut der Deutschen Zahnärzte (Hrsg.), Deutscher Zahnärzte Verlag, Köln)

Fortschritte in der Prophylaxe, der restaurativen Zahnheilkunde einschließlich der Parodontologie, der Implantologie sowie der Zahntechnik haben dazu geführt, dass sich das Profil des zahnärztlichen Versorgungsbedarfs im Alter zunehmend ändert: die Zahnsubstanz bleibt über einen längeren Zeitraum erhalten; Abrasionen, Erosionen, Rezessionen sowie keilförmige Defekte und Wurzelkaries bestimmen zunehmend, neben den Erkrankungen des Zahnhalteapparates, wie z.B. Gingivitis und Parodontitis, das klinische Erscheinungsbild.
Der letztendliche Verlust der Zähne tritt in der Regel erst in einem späteren Lebensabschnitt ein. Gleichzeitig wird der erste abnehmbare Zahnersatz immer öfter in einem Alter eingegliedert, in dem bereits mit einer verminderten Adaptationsfähigkeit zu rechnen ist.

Aussichten

Die demographischen Daten sagen perspektivisch eine überproportionale Zunahme der über 65-Jährigen am Bevölkerungsanteil voraus. Die mittlere Lebenserwartung ist im Verlauf von etwa neun Jahrzehnten bei den Männern von 45 auf 74, d.h. um 29 Jahre, bei den Frauen von 48 auf 80, d.h. um 32 Jahre gestiegen. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Damit erhält die zahnärztliche Betreuung dieser Patientengruppe eine neue Dimension. Mehr und mehr alte Menschen werden in Alten- und Pflegeeinrichtungen leben.
Bei oft nachlassendem Sehvermögen, Geruchssinn und eingeschränkten manuellen Fähigkeiten ist die Durchführung der Mund- und Prothesenhygiene zunehmend erschwert; entsprechend sind diesbezügliche Schulungen für das Pflegepersonal erforderlich. Auch sind behandlungsrelevante rechtliche Fragen mit den Pflegeeinrichtungen und Betreuenden zu klären. “Public Health Management” ist gefragt, um auch die institutionalisiert lebenden Patienten einer zahnmedizinischen Betreuung zuzuführen. Dabei steht die im Alter oft nachlassende Motivation zu einer zahnärztlichen Behandlung häufig im krassen Widerspruch zum objektiven Behandlungsbedarf.